Die Etiketten vom Wein

Welche Informationen geben Sie uns die Etiketten?

Etiketten hin oder her, man muss sie lesen - und auch verstehen können. Auf ihnen, wie elegant oder grauenvoll sie auch sein mögen, stehen die Informationen, die alles Wesentliche über einen Wein verraten. Und zwar schon bevor man ihn kauft, das ist wichtig.

Unser Gesetz schreibt exakt vor, welche Informationen auf dem Etikett zu finden sein müssen oder dürfen. Ein Heer von Kontrolleuren beschäftigt sich ununterbrochen mit der Überwachung dieser Vorschriften. Um sie zu umgehen, kam man pfiffigerweise auf den Gedanken, vom legitimen Rückenetikett regen Gebrauch zu machen: Auf einem zweiten Etikett auf der Rückseite der Flasche deponieren einige schlaue Köpfe die Informationen, die auf der Vorderseite nur stören würden. Der Kunde soll sich z. B. nicht mit stupiden Volumenangaben, nichtssagenden Herkunftsgebieten oder sonstigen entbehrlichen Informationen abplacken.

Gelegentlich ist es aber doch interessant, die Flasche einmal herumzudrehen. Das Herkunftsgebiet zu erfahren, ist schon der Mühe wert. Ein Riesling vom Herkunftsgebiet Mosel beispielsweise passt aufgrund seines filigranen und gewöhnlich säurebetonten Geschmacks zu anderen Speisen und Gelegenheiten als ein badischer Riesling. Ein Riesling der in Baden gedeiht erfreut sich höherer Durchschnittstemperaturen und höherer Sonneneinstrahlung und zeichnet sich deshalb durch eher üppige, voluminöse Geschmacksfülle aus – generell eben ein völlig anderer Geschmackstyp als ein feiner Moselriesling. Ein Moselriesling wie man ihn kennt hat darüber hinaus noch eine leicht mineralische Art, die von den schieferhaltigen Böden dieses Anbaugebietes herrührt.

Aber wenn Sie Lust haben, können Sie sich ja einen Riesling von der Mosel, einen aus Baden und dazu vielleicht sogar noch einen aus dem Elsaß besorgen – am besten alle trocken oder halbtrocken – und sie einmal direkt nebeneinander verkosten. Da werden Sie die Unterschiede feststellen. Beim Wein geht Probieren ohnehin über Studieren.

Nehmen wir ein Beispiel:

Das Etikett der deutschen Weine

Ein Weinetikett ist sozusagen die Visitenkarte eines Weines. Es vermittelt dem Verbraucher vielfältige Informationen, die beim Weineinkauf wichtig sind: Jahrgang, Rebsorte, Herkunft, Qualitätsstufe, Weinart, Geschmacksangabe, Alkoholgehalt, den Erzeugernamen, die amtliche Prüfnummer. Teilweise sind solche Angaben Pflicht, teilweise sind sie fakultativ, also Gesetzgeber vorgeschrieben.

Obligatorische Angabe bei einem deutschen Qualitätswein oder Qualitätswein mit Prädikat ist die Bezeichnung der Qualitätsstufe und des Anbaugebiets, aus dem der Wein kommt. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann das Etikett zusätzlich auch eine engere Herkunftsbezeichnung wie den Weinort oder Weinort/Weinlage tragen.

Auf dem Etikett angegeben sein müssen außerdem die amtliche Prüfnummer, der Erzeuger (Gutsabfüllung/Erzeugerabfüllung) oder Abfüller, der vorhandene Alkoholgehalt in Volumenprozent und der Flascheninhalt. Erlaubt ist die Angabe des vorhandenen Restzuckergehaltes. Der Jahrgang darf nur dann angegeben sein, wenn mindestens 85% des Weines aus der Ernte des jeweiligen Jahrgangs stammt. Die Nennung einer Rebsorte ist dann erlaubt, wenn 85% der Trauben von dieser Sorte stammen und damit den Geschmack prägen. Auch zwei Rebsorten dürfen (in absteigender Reihenfolge nach ihrem Mengenanteil) genannt werden, wenn der Wein vollständig von ihnen stammt.

Differenzierte Hinweise auf dem Etikett sind eigentlich ein Vorteil im Sinne des Verbrauchers. Andererseits sind viele Konsumenten, die beim Weinkauf nicht beraten werden, häufig überfordert und verunsichert. Was die Orientierung erleichtert: Die amtliche Prüfnummer ist eine Garantie ebenso wie der (gute) Name eines Erzeugers. Die Rebsorte beeinflusst Duft und Geschmack erheblich, ebenso wie die Geschmacksrichtung, die bei trockenen (bis 9 Gramm Restzucker pro Liter Wein) und halbtrockenen Weinen (9 bis 18 Gramm) meistens angegeben ist. Die Weinlage ist eine Orientierung, aber nur selten von Bedeutung für den Geschmack. Mehrere Erzeuger können aus einer Weinlage durchaus unterschiedliche Weine liefern.

Seit einiger Zeit gibt es in allen deutschen Anbaugebieten Initiativen, die Weinetiketten nicht mit zu vielen Angaben zu überfrachten. Mehr Klarheit durch übersichtliche Optik heißt die Devise, der viele Erzeuger folgen. Manche specken ab, indem sie für ihre Weine nur noch den Erzeugernamen, die Geschmacksrichtung und Rebsorte herausstellen und auf die Lagenangabe verzichten. Andere platzieren die nicht obligatorischen Angaben auf einem Rückenetikett, um die Übersichtlichkeit zu verbessern. Seit einigen Jahren erfahren Weinetiketten auch eine kreative Aufwertung. Sogenannte Künstleretiketten oder grafisch moderner gestaltete Versionen zeigen, dass die deutschen Winzer mit dem Zeitgeschmack gehen.