Die Weine Südafrikas

Von den meisten Weinbauländern verliert sich die Spur der ersten Winzer im Dunkel der Geschichte. Nicht in Südafrika: Dort begann alles im Jahre 1655, und zwar mit einer Schiffsladung Setzlinge aus Frankreich. Die hatte der Kommandant der neu gegründeten Station der Holländischen Ostindien-Gesellschaft, Jan van Riebeeck, zum Kap bestellt.

Van Riebeeck, damals 33 Jahre alt, wusste, daß Wein besser zum Schiffsproviant taugte als Wasser, das in den Fässern oft faulte: Wein half auch gegen den gefürchteten Skorbut. Außerdem benötigte man Wein zum Feiern des Abendmahls. Vier Jahre später, am 2. Februar 1659, kelterte van Riebeeck den ersten Wein (12 Liter Muskateller). Er ahnte kaum, daß aus der kleinen "Raststelle" zum Proviant fassen für die Indienfahrer eines der bedeutendsten Weinländer der südlichen Hemisphäre werden sollte.

Die ersten Siedler am Kap ("Freie Bürger" nannten sie sich stolz) waren Seeleute und Abenteurer. Daß aus einigen von ihnen mit der Zeit richtige Winzer wurden, dafür sorgten mit ihrer Weinbauerfahrung besonders viele Deutsche und auch hugenottische Einwanderer, die nach Aufhebung des Edikt von Nantes Frankreich verlassen mussten. Der Name des Anbaugebiets Franschhoek und viele französisch klingende Namen erinnern noch heute an sie. Bedeutend war die Pionierleistung des ersten Gouverneurs, Simon van der Stel. Er gründete nicht nur die Stadt Stellenbosch, sondern auch das Weingut Constantia, das zu einem weltweit bekannten Wein-Begriff wurde.

Englands Krieg gegen Frankreich bescherte den Kapwinzern eine trügerische wirtschaftliche Blüte. Seit 1806 waren die Engländer die Kolonialherren und versorgten sich mit südafrikanischem Wein. Hohe Schutzzölle verhinderten den Import Französischer Produkte. Nach Aufhebung der Restriktionen 1861 aber konnte Frankreich den Markt neu erobern und es wurde still um Südafrikas Weine. 

1885 breitete sich die verheerende Reblaus aus; um die Jahrhundertwende gab es eine ebenso verhängnisvolle Überproduktion. Um den wirtschaftlichen Folgen zu begegnen, schlossen sich die Winzer 1918 zu der ersten Genossenschaft zusammen, der Kooperatieven Wijnbouwers Vereniging van Zuid Afrika (KWV), heute einer der größten Weinproduzenten der Welt.

Erst die schrittweise Aufhebung der Apartheid ab 1990 führte zur erneuten Öffnung der Weltmärkte. Dies brachte auch der Weinwirtschaft den nötigen Aufschwung. Die Exporte stiegen in den vergangenen Jahren immens. Mit erheblichen Investitionen und der Fokusierung auf Qualitätsweinerzeugung reagiert Südafrikas Weinwirtschaft auf die weltweit steigende Nachfrage.

Unvergleichlich vielseitig ist das südafrikanische Angebot an Wein-Typen. Am Kap wird vom schlichten weißen Tischwein bis hin zum mächtigen portartigen Wein von portugiesischen Klonen kaum ein Typ ausgelassen. Schwer zu unterscheiden sind einige Rotweine von guten Bordeaux, einige Schaumweine von Champagner, einige Süssweine von deutschen (Beeren-)Auslesen, einige sherrieartige Weine von den Originalen aus Spanien. Hier scheint fast alles gut zu gelingen, auch Pinot Noir und Chardonnay, Sauvignon Blanc und Chenin Blanc, Semillon und nun selbst Rhône-artige Syrahs. Hinzu kommt die Pinotage - eine ausgezeichnete Sorte, die für die klimatischen Verhältnisse Südafrikas wie geschaffen ist.

 

siehe auch: www.sa-weine.de