Österreichs Weingeschichte

Ein weiter Blick zurück

Das burgenländische Zagersdorf im Bezirk Eisenstadt kann für sich in Anspruch nehmen, das möglicherweise älteste Weindorf Österreichs zu sein. Denn in einem Grabhügel aus der Hallstattzeit, etwa um 700 v. Chr. angelegt, wurden Traubenkerne entdeckt, die eindeutig der Kulturrebe vitis vinifera zugeordnet werden konnten. Es gilt als sicher, dass der Stamm der Kelten, der damals und noch Jahrhunderte später unter anderen diesen Raum und die heutige Südsteiermark besiedelte, bereits wusste, dass man Trauben nicht nur zum Essen verwerten kann.

Es folgten die Römer, die in ihrer Provinz Noricum in den Ostalpen, zwischen Rätien, Pannonien und Italien, für eine starke Verbreitung des Weinbaus sorgten. Davon zeugen zahlreiche Becher, Trinkschalen, Krüge und Flaschen aus jener Zeit, die in österreichischen Museen zu finden sind.

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Die Römerzeit

Gegen Ende des 5. Jahrhunderts n. Chr. gaben die Römer Noricum auf (es fiel später an die Franken, dann an die Slawen und Awaren). In dieser unruhigen, langwährenden Phase der Völkerwanderung kam der Weinbau fast zum Stillstand. Aber er starb nicht gänzlich aus.

Während der Regentschaft von Karl dem Großen (742-814), der über ein Gebiet von Friesland bis Ungarn gebot, war noch ein weinbauliches Fundament vorhanden. Darauf ließ sich auch in der Ostmark wieder aufbauen - nach der berühmten "Capitulare de villis". Diese Schrift enthielt wichtige Anleitungen für den Rebbau und dessen Pflege.

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Die frühe Neuzeit

Später gingen bedeutende Impulse von den bayrischen Klöstern aus. Vor allem im niederösterreichischen Raum, an der Donau, förderten sie den Weinbau. Reben standen früher noch westlich von Linz, sogar bei Salzburg und in großem Umfang in Kärnten und Tirol. Die Rebfläche dürfte damals eine Größenordnung von einigen hunderttausend Hektar gehabt haben. Zum Teil war der Weinbau bereits qualitätsorientiert, wie die wohl erste offizielle Trockenbeerenauslese der Welt verdeutlicht.

Gelesen wurde sie "im Gebirge von Donnerskirchen" im Jahr 1526 - so die Inschrift in einem alten Faßboden. Eine Familie Gruber machte die Arbeit; Nutznießer aber war - wie vielfach in dieser Zeit - der Adel, dem die Weingärten meist gehörten. Urkundlich ließ sich der bemerkenswerte Süßwein bis ins Jahr 1852 verfolgen.

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Das 18. Jahrhundert

Durch das Aufkommen des Bieres, durch hohe Abgabenbelastungen und die Folgen des Dreißigjährigen Krieges, kam es im 17. Jahrhundert zu einem Niedergang des Weinbaues. Probleme bereitete dem Weinbau alter Zeiten die Steuer, sinnigerweise auch "Ungeld" genannt.

Kaiserin Maria Theresia (1717 -1780) vereinheitlichte später die Besteuerung. Während ihrer Regierungszeit befand sich die Weinkultur im Wiederaufbau.

Unter der Regierung Kaiser Josefs II (1784) wurde ein Erlass gegeben, der erlaubt, die eigene Produktion auch im eigenen Haus zu verkaufen. Er legte somit den Grundstein für den weltberühmten "Heurigen".

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Das 19. Jahrhundert

Ein Kälteeinbruch im 19. Jahrhundert, die aus Amerika eingeschleppten Pilzkrankheiten (Oidium, Peronospora) sowie die sich gegen Ende des Jahrhunderts rasch verbreitende Reblauskatastrophe verwüsteten ganze Weinbaugebiete. Der erste Direktor der Weinbauschule Klosterneuburg (Gründung 1860) führte allerdings eine wirksame Methode zur Bekämpfung der Reblaus ein.

Noch im vorigen Jahrhundert wurden in den Weinbauzentren Österreichs Weinbauschulen (Krems 1874, Retz 1893, Silberberg 1895, Gumpoldskirchen 1898, Mistelbach 1898) gegründet, die einen wichtigen Schritt in Richtung Qualitätsverbesserung und Existenzsicherung bewirkten.

Nach dem 2. Weltkrieg wurden vor allem die alten Strukturen durch Rationalisierung und Mechanisierung geändert. Die Umstellung auf die Hochkultur (Dr. Lenz Moser) ermöglichte den Einsatz moderner Geräte. Die Geschichte des Weinbaues im 19. Jahrhundert ist durch ein restriktives Eingreifen des Gesetzgebers auf dem Gebiet der Weinbereitung und -bezeichnung gekennzeichnet. Der leistungsfähige, genau kontrollierte Weinbau erbringt heute qualitativ höchstwertige und international anerkannte Weine.

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