Vom Messwein zum Qualitätswein

Es waren Augustinermönche, die im 16. Jahrhundert den Weinbau in Lateinamerika einführten. 1606 brachten sie die Rebe nach Bolivien.

Die Europäerrebe Vitis Vinifera wurde 1609 durch die Spanier eingeführt. Sie war bis dahin auf dem südamerikanischen Kontinent unbekannt. Südlich der Stadt Tarija pflanzten sie im Jahre 1609 die ersten Weinstöcke. Die ersten Weine erzeugte man für religiöse Zwecke.

Der erzbischöfliche Sitz in Mizque (Cochabamba) benötigte Wein zum Feiern des Abendmahls. Von dort aus breitete sich der Weinbau in andere Täler aus.

Die Technik, von der die spanischen Weinerzeuger in dieser Zeit Gebrauch machten, war noch relativ einfach. Die Vergärung fand in Tongefäßen verschiedener Größe statt. Schritt für Schritt ersetzte man den Import von Wein aus Europa durch Eigenerzeugnisse. Das Zentrum der Weinerzeugung lag in den Tälern südlich von Potosi. Potosi war in der Zeit der Kolonialherrschaft eine der wichtigsten Handelsstädte des Landes.

Bis 1960 erfolgte der Weinbau ausschließlich in kleinbäuerlichen Strukturen mit traditionellen Anbaumethoden. Dabei werden die Reben an Molle-Bäumen (Schinus molle) hochgezogen und in einer Reihenkultur zwischen Molle-Bäumen kultiviert.

Zu diesen traditionellen Methoden gehörte auch die Destillation des Weines zu der hochprozentigen Spezialität "Singani". Den Ursprung dieses Getränks stellen bäuerliche Destillationsanlagen aus mit frischem Lehm verschlossenen Tonkrügen und einem Kühlrohr aus Schilf dar. Das Verfahren war besonders im Tal Cinti weit verbreitet. Man fand heraus, dass sich eine spezielle Rebsorte, die Muskat D'Alexandria, besonders dafür eignete.

Ab 1974 begann in Tarija die Ausdehnung des Weinbaus durch große Wein- und Kellereibetriebe. Die rasche Expansion auf 1600 Hektar im Raum Tarija dauerte jedoch nur kurze Zeit. Mit aus Argentinien importiertem Rebmaterial wurde vermutlich in der Zeit von 1978-1980 die Reblaus (Phylloxera) eingeschleppt. Nach 1982 begann eine fundamentale Krise durch die Ausbreitung der Reblaus. Hinzu kam die Inflation: Die Wirtschaft in Bolivien - und mit ihr die Weinwirtschaft - brach zusammen.

1986 begann die Organisation CODETAR (Coorperacion Regional de Desarrollo Tarija) in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen ein Entwicklungsprogramm. Im Rahmen dieses Programms wurde das Weinbauzentrum "Centro Vitivinicola de Tarija" (CEVITA) erbaut, 20 Reb-Unterlagen und 40 Vitis vinifera-Sorten angepflanzt und Labor- und Kellerräume installiert.

 

Zur Zeit erlebt das Gebiet einen enormen Weinbauboom. Steigende Weinpreise in Argentinien und eine enorm wachsende Nachfrage nach Wein- und Singani im In- und Ausland Boliviens verursachen eine explosionsartige Vergrößerung der Rebfläche. Die Region Tarija ist heute das wichtigste und einzige geschlossene Anbaugebiet Boliviens. Der Anbau konzentriert sich um die Stadt Tarija im Valle Central.